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Emilio Pucci Pre-Fall 2021

Emilio Pucci Pre-Fall 2021: Eine weitere Kollektion ohne Kreativdirektor

Seit Einsatz eines neuen Designteams vor knapp einem Jahr, initiierten die neuen Looks immer wieder die Archiven des italienischen Modehauses. Diese Herangehensweise kann jedoch nicht für immer die  neuen Pucci Kollektion prägen, ohne etwas Neues zu schaffen


Die 19 Looks spielen mit einer subtilen, modernen Neufassung der klassischen DNA der Marke. Schon in seiner ersten Fashion Show 1951 emanzipierte Emilio Pucci den Körper der Träger*innen durch die Verwendung von leichten und dehnbaren Materialien, die zu einem bequemen und aktiven Stil führten. Passend zu den aktuellen Bedürfnissen von Käufer*innen, die inmitten einer Pandemie leben, ist die Pre-Fall 21 Kollektion daran angelehnt und wirkt dank der unkomplizierten Silhouetten sehr einfach und komfortabel. 

Doch nicht nur die Materialen sind aus dem Archiv inspiriert: die Bustiers und dazu passenden hochtaillierten kurzen Shorts dienten als Anspielung auf den "Urlaub in Capri"-High-Style, den Pucci berühmt gemacht hat. Die All-over bedruckten Leggings und Bodys (die heute sowieso wieder im Trend sind) wurden von Pucci bereits in den 60ern entworfen und entsprachen damals dem Zeitgeist mindestens genauso wie heute. 

Dass Pucci wahrscheinlich der erste Designer war, der sich der Sportbekleidung mit einer luxuriösen Note näherte, wird auch in dieser Kollektion aufgegriffen. Ein Anorak aus Seidenduchesse und Kordelzug am Kragen, Caps und Fischerhüte sorgen für eine sportlich-angehauchte Lässigkeit.




Trotz der vielen Inspirationen aus dem Archiv hat die italienische Marke in den letzten Jahren Schwierigkeiten, eine eigene Stimme zu finden. Eher gesagt wiederzufinden. Seit der Verabschiedung des letzten Kreativdirektors Massimo Giorgetti 2017, ist Pucci ohne Designchef. Für eine globale Luxusmarke ist das eine bemerkenswert lange Zeit, denn ohne einen kreativen Kopf an der Spitze, ist es schwierig, eine gewisse Handschrift zu bewahren. Somit waren auch die letzten Kollektionen eher unterhalb Puccis früheren Radar. 

Vor knapp einem Jahr war die neue Strategie, jede Saison mit einem anderen Gastdesigner zusammenzuarbeiten. Dafür öffnete das Haus seine Archive und erwartete innovative Interpretationen von Puccis traditionellen Prints, Lifestyle und Kollektionen. Eine solche Vorgehensweise ist nicht ungewöhnlich – im Gegenteil. Auch andere Brands wie Moncler schafften so in den vergangenen Jahren ein erstaunliches Comeback. Kreativdirektor Remo Ruffini revolutionierte mit dem Projekt „One House, Different Voices“ die Modewelt ein stückweit, da er so unterschiedlichste Zielgruppen ansprechen. Entscheidend für den Erfolg war, dass jeder „Gast“ ein eigenes kreatives Profil mitbrachte. So wurde jede Kollektion einzigartig.

Kann das nun auch bei Emilio Pucci funktionieren? 

Einige Erfolge hatte die Brand mit dieser Methode bereits – wie beispielsweise die Kapselkollektion in Kooperation mit dem japanischen Designer Tomo Koizumi. Vielleicht aber gerade, weil die pink-, orange- und gelbtönigen Rüschentechniken aus Tüll, und die unerwarteten Silhouetten, ganz anders waren, als die üblichen Kollektionen Puccis. 
So scheint sich die ursprünglich sehr klare Handschrift des Hauses langsam aufzulösen. Vor allem, wenn, wie bei der aktuellen Pre-Fall Kollektion, ein Designteam ohne Spitze arbeitet. Pucci wird sich in Zukunft für einen klaren Weg entscheiden müssen.
Emilio Pucci Pre-Fall 2021
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